Wagenburg kämpft um Erhalt des Standorts und lädt ein zum nächsten Queer-Varieté am 4. Juli ab 22 Uhr

In dem Kultur- und Wohnprojekt Schwarzer Kanal an der Schillingbrücke wohnen ständig über 20 Menschen. Seit 12 Jahren finden hier regelmäßig Varietés, Konzerte und andere Veranstaltungen statt, die vielen KünstlerInnen Auftrittsmöglichkeiten und dem Publikum ein kostenloses Kultur-programm bieten.

In den 12 Jahren der Existenz des Platzes ist aus der ehemaligen Brachfläche an der Spree ein einzigartiges Biotop entstanden, in dem z.B. jedes Jahr viele Vögel einen Nistplatz finden. Begrenzt wird der Platz durch ein Stück der Berliner Mauer zwischen dem ehemaligen frei zugänglichen Ost-Berlin und dem damaligen Sperrgebiet.

Auf der Fläche des Wagenplatzes soll neben der Bundeszentrale von ver.di ein Uferweg gebaut werden. Nachdem die BewohnerInnen Ende Januar dieses Jahres durch ein Bauplakat von dem Bauvorhaben von ver.di erfuhren, ging von ihnen die Initiative zu Gesprächen mit den Verantwortlichen aus. Seit der ersten Verhandlung am 6.März 2002 ist bis jetzt keine Lösung in Sicht.

Es wurden seitens der BewohnerInnen alternative Bebauungspläne vorgelegt, die zeigen, daß eine Integration des Wagenplatzes in die Baupläne durchaus möglich ist. Auf diese Alternativen wurde seitens der Verantwortlichen nicht eingegangen - teilweise wurde ihre Existenz sogar geleugnet. So behauptet die Bezirksstadträtin Dorothee Dubrau auf die mündliche Anfrage DS II/328 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, daß eine "Integration in die Uferpromanade (...) nicht realisierbar" sei und daß "im Rahmen von zwei Gesprächen zwischen Investor, WagendorfnutzerInnen, öffentlicher Verwaltung und ver.di (...) einvernehmlich konstatiert (worden sei), daß ein Verbleib am jetzigen Standort nicht möglich sein wird" - zwei völlig unzutreffende Behauptungen.

Von Seiten des Bezirksamts Mitte und anderer staatlicher Stellen gingen bisher keinerlei Initiativen für den Erhalt des Platzes aus. Das gleiche gilt für die Gewerkschaft ver.di.

Von den Baufirmen wurde ein Alternativgelände vorgeschlagen, dessen dezentrale Lage eine Fortführung der Kulturveranstaltungen unmöglich machen würde. Für die BewohnerInnen stellte das zudem von Mauern abgeschottete, von Wachschutz bewachte und von einer Schranke begrenzte Grundstück eine unannehmbare Lösung dar.

Auf Bitten der Baufirmen wurden von den BewohnerInnen mehrere Grundstücke benannt, die notfalls als Alternativen in Frage kämen. Auch diese Vorschläge führten bisher zu keinerlei Ergebnis - seit nunmehr fünf Wochen kamen von Seiten HochTiefs und Kilian Wohnungsbau keine weiteren Treffen zustande. Auch von ver.di und dem Bezirksamt gingen keine Initiativen für weitere Gespräche aus.

Die BewohnerInnen fordern:
  • den Schutz der letzten grünen Oase an der Spree in der Innenstadt
  • die Anerkennung des Platzes als Ort mit historischer Bedeutung an der Mauer
  • das Fortbestehen des Platzes als Treffpunkt für viele Menschen und Spielplatz für Kinder
  • Respekt für die eigenständige, nichtkommerzielle Kulturarbeit
  • den Erhalt der Trainings- und Auftrittsmöglichkeiten für KünstlerInnen
  • die Absicherung des selbstgeschaffenen Wohnraums für 20 Menschen

Forderungen an die Politik:

  • Achtung und Respekt für das bestehende Projekt statt Ignoranz gegenüber sozialer und kultureller Eigeninitiative
  • Anerkennung der Tatsache, daß durch den Schwarzen Kanal diverse wichtige soziale, kulturelle, politische und ökologische Funktionen erfüllt werden ohne daß das die öffentliche Hand auch nur einen Pfennig kostet
  • Engagement für den Fortbestand des Projektes

Forderungen an ver.di:

  • ernsthafte Bemühungen um Lösungen für einen Fortbestand des Schwarzen Kanals
  • Integration des Platzes in das Bauvorhaben
  • Verzicht auf das Bauvorhaben falls keine einvernehmliche Lösung gefunden wird.
  • Ver.di verfügt selbst über diverse Bürogebäude der Einzelgewerkschaften, die nach dem Bezug der neuen Bundeszentrale leerstehen würden - wie so viele Büroflächen in dieser Stadt. Der Bau der Bundeszentrale ist keineswegs notwendig.

Als angestrebter Zeitpunkt für den Baubeginn wurde zuletzt der Juli 2002 genannt. Es wird sich zeigen, ob die Stadt Berlin glaubt, in Zeiten finanzieller Krisen auf nichtkommerzielle Kunst und Kultur verzichten zu können und ob ver.di ihrer sozialen Verantwortung als Gewerkschaft gerecht wird.

Kontakt:
Wagenplatz Schwarzer Kanal e.V.
Engeldamm 2 / an der Schillingbrücke
10179 Berlin
Email: info@schwarzerkanalev.de